- Kategorie: Chronik
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Wie das Leben in einem mittelalterlichen Dorf, also auch wohl in Vissum aussah, darüber berichtet eine alte Chronik:
"Frühmorgens um drei Uhr kam der Kuhhirte und weckte mit seinem lauten und langen Blasen auf seinem Kuhhorn die Mägde zum Melken. Das Kuhhorn war ein langes, gerades, rundes Rohr aus Holz, mit
Ringen besetzt und Schnitzereien verziert. Die geübten Hirten bliesen so Kräftig darauf, dass man es rundum in den nahen gelegenen Dörfern hören konnte, so künstlermäßig, dass die Töne dem Kuhreigen der Schweizer nicht viel nachgaben.
Um 5 Uhr musste man die Gänse aus dem Stalle und vom Hofe bringen, denn das Peitschenknallen auf der Straße hatte angezeigt, dass der Gänsehirte da war.
Ebenfalls durch Peitschenknall meldete sich darauf der Pferdehirte, der alle Pferde, die nicht zum Spann dienten, zur Weide trieb.
Um 6 Uhr ließ sich der Kälberherr oder Kälber auf einem Tuthorn hören.
Wer Kälber hatte, musste sie auf die Straße bringen.
Dann um 7 Uhr musste man auf die Fleite des Schäfers achten, und endlich um 8 Uhr tutete der Schweiner, der Schweinehirte.
Nun trat auf der Dorfstraße, auf welcher bisher ein buntes Leben geherrscht hatte, für einige Stunden Ruhe ein.
Mittags galt es wieder aufzupassen, denn es kamen die Gänse, Schweine und Kälber nach Hause und mussten versorgt werden. Manchmal blieben sie auch auf der Straße liegen bis sie nachmittags wieder von neuem ausgetrieben wurden.
Abends kehrten die verschiedenen Herden heim und alles musste zu ihrem Empfang auf den Beinen sein. Den Schluss machte das Hornvieh, das oft erst um 10 Uhr (22.00 Uhr) heran war.
Dann hatten die Mägde noch die lange Reihe der Kühe zu melken, wobei es ihnen dunkel wurde.
Die Jungen im Dorfe hatten viel zu tun, trotzdem sie noch nicht die Schule besuchten.
Ihr Geschäft war das sogenannte "Mitboten", dem Pferde- und Kuhhirten zu helfen, das Spannvieh auf die Weide zu treiben und es dort tagsüber und nachts zu hüten.
Mit den Alten lebten sie oft gespannten Fuße.
Nachts lagen die Jungen bei flackerndem Feuer hinter dem Trommelbeerbusch. Der Hirte erzählte Geschichten und die Bauernjungen mussten ihm dafür ihre guten Stullen überlassen.
Weil einiges Sieh meist auf der Straße blieb, wurden früher die Ein- und Ausgänge des Dorfes durch große Schlagbäume verschlossen. Kam ein Reisender zu Pferde oder Wagen, paßten die Kinder auf und ließen die Reisenden herein. Oft gab es dafür einen Dreier."
Zitat aus Sültmann "Der Kalbesche Werder“
"Die Hirten, besonders die Kohherren und die Perherren spielten damals in ihren Dörfern eine bedeutsame Rolle. Sie galten als eine Art Herren. Noch heute deuten die sogenannten Herrenwiesen unserer Feldmarken auf ihre Wirksamkeit. Sie wohnten gemeinsam im langgestreckten Hirtenhause. An den Weihnachtsfesten traten die Hirten besonders in Erscheinung. Sie führten ein kleines Hirtenspiel auf, musizierten dabei auf Kuhhörnern, Tuten und Schäferflöten und sammelten gleichzeitig allerlei Gaben ein. “